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Von wegen Wilder Westen - Westernkomödie mit Gesang

Das kleine Örtchen Liverfield Springs im schönen Greenwood Valley hat seine Blütezeit längst hinter sich. Der Goldstrom ist versiegt und seit dem Bau der Eisenbahnlinie vergreist die ehemals florierende Posthalterstadt zusehends. Die freizügige Wild-West-Metropole wurde zur Gemeinde, die streng religiösen Dogmen unterworfen ist.

Miss Kitty, mit der Zeit gegangen, hat ihren Saloon in ein Teehaus umgewandelt, in dem sich täglich nachmittags ein kleiner Kreis getreuer Bibelfreunde um Pastor Donelly in geschlossener Gesellschaft zum Austausch trifft. Nur keineswegs, um Gebete zu sprechen. Denn sobald Türen und Fenster verschlossen sind, verwandelt sich das Etablissement in eine kunterbunte Spielhölle, in der Poker gespielt wird und – der Prohibition zum Trotz – Whisky in rauen Mengen fließt.

Dorthinein platzt unversehens der zwielichtig charmante Carter Dunningham, Kittys Jugendliebe und Ziehsohn von Pater Donelly. 

Vor langer Zeit hat er Kitty in Liverfield sitzen lassen und sich mit ihren Ersparnissen aus dem Staub gemacht. Nun will er, in seine „Heimat“ zurückgekehrt, seine Schulden zurückzahlen und  seine Affäre mit Kitty auffrischen. Nebenbei plant er im angrenzenden Areal ein Erholungszentrum für gestresste Großstädter zu erbauen. Damit zieht er sich nicht nur den Groll von Kittys Lebensgefährten Chad zu, sondern hat zudem den ganzen Ort gegen sich. Denn die letzten verblieben Einwohner schätzen die Ruhe und Beschaulichkeit des kleinen Ortes.

Zu allem übel stattet Bischof Braxley dem kleinen Ort einen überraschenden Besuch ab. Entsetzt ertappt er die „Bibelrunde“ beim Pokerspiel und fordert umgehend den Zuschuss von Pastor Donelly zurück, den seine Kirche zum Erhalt des zerfallenen Gotteshauses gewährt hat. Jedoch flossen die finanziellen Mittel nicht in die Kirchenkasse, sondern in die Renovierung von Kittys Saloon und in die Pokerkasse, die nach Jahren des Spielerpechs immens geschrumpft ist.

Es beginnt ein flottes Tauziehen um das kleine Dörfchen und seine Bewohner.

Rollen / Bühnenbild / Zeit

9 Rollen (5w/4m) 1m Satist

1 Bühnenbild (Western-Saloon)

Spieldauer ca. 120 Minuten

Kleine Kostprobe

Chad:
Pastor, ich wette mit Ihnen, dass Kitty bis Ende dieser Woche einwilligt, meine Frau zu werden.
Pastor:
Wetten ist gegen die Fasson der Kirche, mein Junge! Wie viel?
Chad:
Sagen wir zehn Dollar?
Kitty:
Was? Lumpige zehn Dollar! Mehr bin ich euch nicht wert?
Chad:
Also gut, hundert Dollar.
Pastor: (haut auf den Tisch)
Abgemacht! Hundert Dollar.
(Chad haut ebenfalls auf den Tisch.)
Mrs. Donelly:
Endlich wieder eine Hochzeit! (klopft Chad auf die Schulter) Ich zähl‘ auf dich, Chad.
Pastor:
Halt dich ran, Junge. Ist schließlich schon Freitag.
Kitty:
Ich danke Ihnen, Pastor. Das Geld können wir gut gebrauchen. Bis Sarah-Rose das nächste Mal kommt, wollte ich noch die Fassade neu streichen.
Pastor:
Apropos, ich habe hier einen Express-Brief für dich, Kitty. Von Sarah-Rose. (er holt einen Umschlag hervor und gibt ihn Kitty) Spielen wir weiter.
Kitty: (wirft ihre Karten weg und nimmt den Brief)
Ich gehe nicht mehr mit. Mein Blatt ist miserabel. (steht auf und geht zum Tresen, um den Brief zu lesen)
Mrs. Donelly:
Mr. Waterford geht es immer noch sehr schlecht.
Chad:
Was fehlt ihm denn?
(legt ein Paar Chips in die Mitte, Mrs. Donelly geht mit.)
Pastor:
Wollte die Veranda seines Hauses reparieren und ist von der Leiter gefallen. Dabei hat er sich beide Beine und beide Arme gebrochen.
Chad:
Autsch!
Pastor: (wischt sich die schwitzende Stirne)
Nachdem ich zu der Kirchenarbeit und dem Bürgermeisteramt nun auch noch die Poststation leiten soll, weiß ich gar nicht mehr, wo mir der Kopf steht. (legt Chips auf den Tisch)
Chad:
Der wird schon wieder.
Pastor:
Dank dem Himmel für Doc Hennessy. Wenn ich seine Arbeit auch noch übernehmen müsste…
Chad: (amüsiert)
Wieso? Wär doch praktisch, wenn bei einer Grippe gleich der Pastor kommt.
Pastor:
Praktisch?
Chad:
Dann braucht man ihn nicht mehr holen, wenn die Behandlung schiefläuft.
Pastor:
Ich hätte dir als kleiner Junge öfter die Ohren langziehen sollen, dann hättest du heute mehr Respekt vor mir.
Chad:
Ich danke Ihnen, Pastor, dass Sie mich zu einem guten amerikanischen Bürger erzogen haben.
Pastor: (grinst)
Gott segne Amerika! (God bless America!)

Kitty:
Vielleicht warst du nicht der einzige Mann, mit dem ich damals zusammen war?
Carter:
Das wäre nicht dein Stil, Kitty.
Kitty:
Du hast mich vor zwanzig Jahren nicht gekannt, und du kennst mich heute noch viel weniger.
Carter: (misstrauisch)
Wer war es?
Kitty: (süffisant)
Du findest selbst nach draußen, Carter-Schatz. (geht zur Küche ab)
(Carter blickt Kitty mürrisch hinterher. Pastor Donelly tritt durch die Mitteltür auf.)
Pastor:
Nicht die gewünschte Antwort erhalten, mein Sohn?
Carter:
An der Türe gelauscht, Pastor?
Pastor: (achselzuckend)
Das Wohl meiner Gemeinde liegt mir am Herzen.
Carter:
„Der Zweck heiligt die Mittel“. Das haben Sie uns beigebracht.
Pastor: (mahnend)
Lass dir nicht einfallen, deine kriminelle Ader auf meine christliche Erziehung zurückzuführen!
Carter: (ernst)
Sie würden staunen, Pastor.
Pastor: (beinahe traurig)
Ich wünschte, ich könnte dir glauben. (setzt sich an den Tisch) Komm her und setz dich zu mir, Junge.
(Carter setzt sich zum Pastor an den Tisch. Dieser holt seine Bibel und nimmt die Karten
heraus. Er beginnt zu mischen.)
Pastor:
Was hast du die ganzen Jahre getrieben, mein Sohn?
Carter: (grinst)
Stellen Sie sich vor, Pastor, ich war nicht im Gefängnis.
Pastor: (nickt zufrieden)
Das elfte Gebot.
Carter:
Ganz und gar nicht. Ich habe mein Geld ehrlich verdient.
Pastor: (blickt Carter zweifelnd an)
Womit?
Carter: (stolz)
Investments!
Pastor: (lacht auf)
Als Kredithai?
Carter:
Ich bin Investment-Agent. Das ist an der Ostküste ein respektabler Beruf.
Pastor: (klopft mit den Karten auf den Tisch)
Komm, mein Junge. Jetzt wollen wir die Sache mal wie richtige Männer besprechen.
 (durch die Schwingtür tritt Chad energisch auf, geht zum Tresen und schlägt darauf)
Chad: (brüllt)
Kitty!
Pastor:
Lass Kitty in Ruhe und setzt dich zu uns, Chad.
Chad: (er geht zum Tisch und bemerkt Carter dort)
Ich setz mich nicht an einen Tisch mit dem da.
Pastor:
Sei still und setz dich. Ich brauche einen Zeugen. (zu Carter) Also Carter, das höhere Blatt
bestimmt, einverstanden?
Carter:
Pastor, Sie wollen um die Zukunft von Liverfield Springs pokern?
Pastor: (nickt)
Wir machen es hier nach unseren Sitten

Auf der Seite des Theaterverlages steht eine umfassende Leseprobe zum freien Download zur Verfügung.

Plausus Theaterverlag Bonn