Die flotte Endfünfzigerin Amalie bringt von ihrem letzten Kuraufenthalt nicht nur einen, sondern gleich drei Kurschatten mit: den charmant eleganten Henry von May, den liebevoll schrulligen Werner Liebrecht und den kauzigen Karl Schön.
Als Henry, Amalies Favorit, sie während eines Rendezvous verlässt, beordert sie kurzerhand Werner als Ersatz heran, nicht ahnend, dass Henry zurückkommt. Ebenso, wie Amalies Schwester Wilhelmine, in deren Wohnung die unerlaubten Treffen stattfinden. Als Amalie nun einen Liebhaber zuviel hat, verfällt sie auf eine List, die aber noch größere Wirrungen mit sich bringen muss.
Denn auch mit Sechzig kann es passieren, dass plötzlich die große Liebe vor der Tür steht…
Rollen / Bühnenbild / Zeit
6 Rollen (3w/3m)
1 Bühnenbild (Wohnzimmer)
Spieldauer ca. 100 Minuten
Kleine Kostprobe
Henry: (nimmt das Handy und wählt)
Ja, hier van May. … Verstehe. … Komplikationen. … Ich komme sofort. (trennt die Verbindung, legt das Handy auf den Tisch) Ich muss gehen. Leider!
Amalie:
Warum überrascht mich das nicht?
Henry:
Einem Patienten geht es schlecht. Es gibt Komplikationen.
Amalie:
Es ist schon seltsam. Die letzten Male hattest du immer Komplikationen, wenn wir uns getroffen haben.
Henry: (geht zu Amalie)
Meine Liebste. Ich werde das so schnell wie möglich hinter mich bringen. (drückt ihr einen Kuss auf die Wange, zieht dann sein Jackett wieder an) Ich rufe dich an, sobald ich Näheres weiß. Dass ich ein viel beschäftigter Chirurg bin, habe ich dir von Anfang an gesagt.
Amalie: (seufzt)
Ich weiß.
Henry:
Vielleicht lässt es sich auch ganz schnell regeln und ich bin in einer Stunde wieder bei dir. Aber versprechen kann ich es dir nicht.
Amalie:
Was sein muss, muss sein.
Henry: (geht zur Tür zum Flur, dreht sich noch einmal um)
Du ahnst gar nicht, wie schwer es mir fällt, jetzt zu gehen. (geht schnell ab)
Amalie: (lässt sich wütend auf das Sofa fallen)
Wer’s glaubt wird selig. (nimmt die Packung Pralinen, reißt sie auf und stopft sich eine nach der anderen in den Mund. Während sie wütend kaut, greift sie in ihre Tasche, holt ein Adressbuch heraus und blättert, bis sie die richtige Nummer findet. Sie nimmt ihr Handy,
wählt und wartet) Hallo, Werner? Hier spricht Amalie. … Dein Kurschatten aus Bad Griesbach! … Stell dir vor, ich hab meinen Flieger verpasst. … Nein, ich bin nicht mehr am Flughafen. Ich bin schon wieder bei mir zuhause. … (lächelt schnurrend) Das heißt, wir
könnten uns doch noch sehen. … Ja jetzt. Es sei denn, du hast schon etwas anderes vor. … (lächelt) Gut. … Also, bis dann. (trennt grinsend die Verbindung, legt das Handy weg) Ist doch immer wieder gut, ein Ass im Ärmel zu haben. (Sie nimmt die Champagner-Gläser und
den Kühler und geht fröhlich die Tür zum Flur ab.)
Werner: (lächelt unglücklich, nimmt dann die Dose mit den Pillen)
Was machen übrigens deine Kopfschmerzen?
Amalie:
Die sind wie weggeblasen. Deine Pillen sind wirklich ein wahres Wundermittel. (Amalies Handy klingelt) Entschuldige einen Moment. (holt ihr Handy aus der Handtasche, drückt die Ein-Taste, hebt das Handy ans Ohr) Hallo? – Anne, Kind, wie schön. …. Ja, ein herrlicher Tag, nicht wahr? …. Was für ein Notfall. Hier gibt es keinen Notfall. … Entschuldige, ich hab gerade Besuch.
Ich ruf dich morgen an, ja? Tschüs. (drückt die Aus-Taste, steckt das Handy zurück in die Tasche, dreht sich wieder lächelnd zu Werner.) Weißt du, was ich jetzt mache?
Werner:
Nein.
Amalie: (geht ganz nah zu Werner, nimmt ihm die Brille ab, raunt)
Ich werde jetzt da hinein gehen (deutet auf Tür zum Gästezimmer) und werde eine kleine Überraschung für dich vorbereiten.
Werner: (hibbelig)
Das ist aber nicht nötig.
Amalie:
Ich bin mir sicher, es wird dir gefallen. (drückt Werner auf das Sofa) Du wirst inzwischen hier warten. (geht zu Gästezimmer, raunt zu Werner) Ich bin gleich wieder da.
Werner: (unsicher)
Meine Brille!
Amalie:
Die brauchst du doch nicht. Bis gleich.
Werner:
Ich warte sehnsüchtig.
(Amalie lächelnd ins Gästezimmer ab)
Werner: (seufzt tief, wischt sich den Schweiß von der Stirn)
Meine Herren. Der Alkohol scheint Gott sei Dank nicht zu wirken. (ertastet Dose mit Pillen, denkt kurz nach, zuckt mit der Achsel) Sicher ist sicher. (nimmt noch zwei Pillen ertastet das Wasserglas und trinkt einen Schluck Wasser nach, steht dann auf, zieht fröhlich pfeifend sein
Hemd und seine Hose aus, darunter kommen ein altes Unterhemd und wild gemusterte BoxerShorts zum Vorschein.)
(Als sich die Tür zum Flur öffnet, dreht er sich erschrocken um, immer wild blinzelnd. Aus dem Eingang Flur tritt Wilhelmine auf. Sie ist eine Frau Anfang Sechzig, ein sportlich, konservativer Typ. Sie trägt Wanderkleidung, in der Hand hat sie einen kleinen Koffer und
eine Reisetasche. Sie erschrickt, als sie Werner erblickt, der das Gleichgewicht verliert und auf das Sofa fällt. Wilhelmine lässt entrüstet den Koffer fallen, stemmt die Hände in die Hüften)
Wilhelmine: (ungehalten)
Darf ich fragen, was zum Teufel sie in meiner Wohnung zu suchen haben?