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Der Willi will Weg - ländliche Komödie über einen gestressten Bürgermeister und seine hausgemachten Probleme

Willi Berg ist der wichtigste Mann im beschaulichen Ort Birnheim. Bürgermeister, Feuerwehrkommandant, Versicherungsbetreuer, Kummerkasten – als große Stütze läuft nichts ohne ihn.

Doch seit einiger Zeit verspürt Willi gesundheitliche Beeinträchtigungen. Auf Anraten seines Hausarztes und Freundes Dr. Barth sucht er, ohne Wissen seiner Ehefrau Wally, einen Facharzt in der Stadt auf. Eine niederschmetternde Diagnose, die Willi durch Zufall mithört, lässt sein Leben aus den Fugen geraten. Geknickt kehrt er nach Hause zurück, fest entschlossen, die letzten Stunden seines Lebens zu genießen.

Doch gestalten sich diese völlig anders, als Willi in seinen kühnsten Träumen vermutet hätte.

Rollen / Bühnenbild / Zeit

10 Rollen (6w/4m)

1 Bühnenbild (Ländliche Stube)

Spieldauer ca. 100 Minuten

Kleine Kostprobe

(Es ist ein Freitagnachmittag im Sommer.
Am Tisch sitzt Trudi Braun. Neben ihr steht auf der Bank ihr Strickkorb.
Im Moment arbeitet sie an einem Kniestrumpf. Gelegentlich nippt sie an ihrer Kaffeetasse.
Das Telefon klingelt.
Durch die Tür zum Flur tritt Wally auf. In der Hand hält sie eine Platte mit Kuchenstücken, die sie auf dem Tisch abstellt.)
Trudi: (schaut auf ihre Armbanduhr)
Jetzt hat es gerade einmal drei Minuten nicht geklingelt.
Wally: (schaut auf ihre Armbanduhr)
So ist das bei uns. (geht zur Telefonanlage, stutzt) Wo ist denn das Telefon?
Trudi: (deutet auf die Telefonanlage)
Da klingelt es doch.
Wally:
Das ist die Anlage. Den schnurlosen Apparat suche ich.
Trudi: (schaut sich um)
Wo hast du ihn denn hingelegt?
Wally:
Wenn ich das wüsste, würde ich ihn ja nicht suchen.
(Wally sucht das Zimmer ab. Das Klingeln hört auf.)
Trudi:
Hat sich schon erledigt.
Wally:
Das sind immer die wichtigsten Anrufe. Wenn die Leute nicht warten können, bis einer drangeht.
(Das Telefon klingelt wieder.)
Trudi:
Oder gleich noch einmal anrufen.
Wally: (sucht das Zimmer ab)
Wo hab ich das Telefon nur hin getan?
Trudi:
Habt ihr nicht mehr als einen schnurlosen Apparat?
Wally:
Doch, aber der ist schon seit Montag weg.
Trudi:
Schnurlos und hirnlos – eine schlechte Kombination.
Wally:
Du könntest mir lieber beim Suchen helfen.
Trudi: (überlegt kurz)
Nein. Aber ich helfe dir denken. Du hast vorhin mit der Brandt telefoniert. Da hast du es mit in die Küche genommen.
Wally: (tippt sich an den Kopf, lacht)
Manchmal frage ich mich, wo ich meinen Kopf habe.
Trudi:
Das fragst dich nicht nur du.

Dr. Barth:
Ich kann jetzt dazu nichts sagen. Ich muss erst das Labor abwarten.
Willi:
Und wenn ich das Labor gar nicht mehr erlebe?
Dr. Barth:
So schnell stirbt man nicht.
Willi:
Hast du eine Ahnung! Bumm-Aus! Der Brunner ist auf offener Straße einfach umgefallen.
Dr. Barth:
Der war 95 Jahre alt.
Willi: (weinerlich)
So alt wär ich auch gern geworden!
Dr. Barth:
Jetzt beruhige dich erst einmal. Ich kann dir nur raten, dir ein schönes Wochenende zu machen.
Willi: (entsetzt)
Natürlich. Als wäre nichts geschehen, oder?
Dr. Barth:
Ruh dich einfach ein bisschen aus.
Willi:
Zur Ruhe leg ich mich eh bald.
Dr. Barth:
Ich rate dir schon lange, dass du langsamer treten solltest.
Willi:
Die Wally will es so!
Dr. Barth:
Hast du Schmerzen?
Willi:
Nein. Ich bin nur müde.
Dr. Barth:
Dann schlafe ein bisschen. (holt eine Packung Tabletten aus seiner Arzttasche) Die lasse ich dir
da. Davon kannst du eine nehmen, wenn es ganz schlimm wird.
Willi: (misstrauisch)
Was ist das?
Dr. Barth:
Etwas zur Beruhigung. Und für die Stimmung.
Willi:
Dann kann ich ja lustig sterben.
Dr. Barth:
Ruh dich aus. Der Rest findet sich dann schon.
(Paul tritt durch Eingang auf. Entdeckt Willi.)
Paul:
Da bist du ja wieder! Bei uns geht alles drunter und drüber. Ich kriege da oben eine E-Mail
nach der anderen, weil bei uns keiner ans Telefon geht. (geht zur Anlage, untersucht sie,
entdeckt den Stecker) Da ist ja der Stecker raus gezogen. Kein Wunder!
Willi:
Das Telefon kann mich kreuzweise.
Paul: (konsterniert)
Was ist denn mit dir los?
(Paul steckt den Stecker wieder ein. Sofort beginnt das Telefon zu klingeln. Willi springt auf und zieht den Stecker wieder heraus. Das Klingeln hört auf.)
Willi:
Das Mistding bleibt aus!
Paul:
Bist du jetzt übergeschnappt?
Dr. Barth:
Paul, dein Vater ist im Moment etwas gestresst.
Paul: (verständnislos)
Das sind wir alle. Aber ich muss meinen Upload fertig kriegen – und das geht nicht, wenn oben bei mir alles aufschlägt. (steckt den Stecker wieder ein)
Willi: (zieht den Stecker heraus)
Das Ding bleibt aus!
Paul:
Wer sagt denn immer: „Erst die Kundschaft und dann das Vergnügen“? (steckt den Stecker wieder ein)
(Das Telefon klingelt. Willi hebt wütend ab.)
Willi:( brüllt)
Ja? – Was heißt, wer ist da? Wo haben Sie denn angerufen? – Wenn Sie schlecht hören, brauchen Sie nicht telefonieren. Dann schreiben Sie einen Brief! – Was? Eine Katze auf dem Baum. Dann nehmen Sie ein Gewehr und schießen sie runter! – Was? – Wer schreit denn da so im Hintergrund? – Ihre Frau? Ja, wenn Sie das Gewehr schon in der Hand haben…
(Paul reißt ihm das Telefon aus der Hand und legt auf.)
Paul:
Sag einmal, spinnst denn du?
Willi:
Wegen so einem Blödsinn rufen die Leute die Feuerwehr.
Paul:
Früher wärst du der Erste gewesen, der wegen so einem kleinen Tierchen aus dem Haus rennt.

Auf der Seite des Theaterverlages steht eine umfassende Leseprobe zum freien Download zur Verfügung.

Plausus Theaterverlag Bonn