Es ist ein Tag wie jeder andere in der Triple-C-Agentur, einem Callcenter mit Sitz in einem Vorort von London.
Am laufenden Band treffen Anrufe unterschiedlichster Kunden ein und Agenturleiterin Shona Bedford und ihre Mitarbeiterin Miranda (Mee) Hill arbeiten hart am Limit. Ungeduldig erwartet Shona eine neue Aushilfskraft zur Unterstützung und als Urlaubsvertretung, da sie bereits in einigen Tagen zu einer langersehnten Ferienreise mit ihren Kindern aufbrechen will. Schließlich trifft erheblich verspätet die etwas ältere Eileen O‘Donnell ein und es wird schnell deutlich, dass die Neue mehr als nur leichte Startschwierigkeiten mit der Materie eines Büroalltages hat.
Shona steht kurz davor, Eileen wieder ihres Weges zu schicken, da wird direkt vor dem Haus eine Person von einem Auto überfahren. Ein folgenschwerer Unfall, denn er wird den Tagesablauf der drei Frauen erheblich aus der Bahn werfen.
Rollen / Bühnenbild / Zeit
3 Rollen (3w/0m)
1 Bühnenbild (Büro eines Call-Centers)
Spieldauer ca. 100 Minuten
Kleine Kostprobe
Mee: (drückt auf ihr Headset)
Triple-C-Agentur, Miranda Hill am Apparat, wie kann ich Ihnen helfen? (erstarrt) Wie hast du mich gefunden? … Nein. … Das geht mich nichts mehr an. … Du hörst mir zu. Du löschst diese Nummer sofort aus deinem Telefon, deinem Notizbuch oder sonstigen Aufzeichnungen.
Ich bin fertig mich euch. … (lacht verbittert) Ach, komm schon! Das hätte er sich überlegen sollen, bevor er die ganze Tour abgezogen hat.
(Shona kommt zurück.)
Mee:
Ich bin hier im Dienst, da sind Privatgespräche untersagt. Mach’s gut, Jamie. (drückt auf ihr Headset, stützt den Kopf in die Hände)
Shona:
Möchtest du darüber reden?
Mee:
Der Duke liegt im Krankenhaus.
Shona: (erschrickt)
Dein Vater?
(Mee nickt.)
Shona:
Ist es schlimm?
Mee:
Hat eine Kugel im Brustkorb.
Shona:
Oh mein Gott, Mee!
Mee: (schulterzuckend)
Jagdunfall.
Shona:
Möchtest du nach Hause fahren?
Mee:
Nicht in diesem Leben. Und dass ihn eines Tages einer über den Haufen schießt, ist nicht weiter verwunderlich. Seine Hobbies, seine Verantwortung.
Shona:
Mee, du sprichst von deinem Vater.
Mee:
Ich spreche von meinem Erzeuger. Aber keine zehn Pferde bringen mich nach Dell Broch, so sehr mein schottisches Herz blutet.
Shona:
Manchmal ist es gesünder, zu verzeihen.
Mee:
Umgekehrt wird ein Schuh daraus.
Shona: (seufzt)
Wir haben schon einmal unsere Traumata gegeneinander aufgewogen.
Mee:
Du hast den Kürzeren gezogen.
Shona: (geht zur Tür zur Toilette)
Das habe ich dich glauben lassen. Wenn du die ganze Geschichte kennen würdest… Ich sehe nach, ob der Kaffee schon durchgelaufen ist.
(Shona geht ab. Es klingelt an der Eingangstür.)
Mee: (ruft)
Wer sagt’s denn? Mrs. Mockturtle ist im Anflug!
Mee:
Fragen Sie mich einfach, Eileen, wenn Sie nicht weiterkommen.
Shona: (drückt auf ihr Headset)
Triple-C-Agentur für Halloway Incoming, Shona Bedford am Apparat, wie kann ich Ihnen helfen?
Mee: (drückt auf ihr Headset)
Triple-C-Agentur für Blackwook Financial Services, Miranda Hill am Apparat, wie kann ich Ihnen helfen?
Shona:
Wie war der Name?
Mee:
Ich habe diese Information hier noch nicht.
Shona:
Das Büro ist die nächsten sechs Wochen geschlossen.
(Eileen lauscht gebannt den Telefonaten.)
Mee:
Aber selbstverständlich. Wie viele möchten Sie anfragen?
Shona:
Termine können Sie natürlich mit uns auch vereinbaren. Wann passt es Ihnen?
(Shona schaut zu Eileen und deutet auf ihr Headset. Eileen lächelt freundlich.)
Mee:
Wann genau soll das Paket bereitgestellt werden?
Shona:
Da haben wir noch alles frei.
Mee:
Dann legen wir das auf Termin Ende nächster Woche.
(Shona deutet wieder auf ihr Headset. Eileen betrachtet die Pflanze auf ihrem Schreibtisch.)
Shona:
Gut, dann buche ich diesen Termin für Sie ein. Sie erhalten in den nächsten Minuten eine EMail-Bestätigung.
Mee:
Ich maile Ihnen die Daten zu. Ihre Mailadresse?
Shona:
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.
Mee:
Schönen Tag, Mr Johnson.
Shona:
Danke für Ihren Anruf. (drückt auf ihr Headset, erbost zu Eileen) Warum sind Sie nicht drangegangen?
Eileen:
Ich verstehe nicht.
Shona:
Sie müssen doch gesehen haben, dass die Leitung wie wild geblinkt hat. Warum sind Sie nicht drangegangen?
Eileen:
Ich dachte, ich sollte nur –
Mee: (geht zu Eileens Schreibtisch)
Wir haben zwar jeder unsere zugeordneten Kunden, wenn aber mehrere Anrufe gleichzeitig eingehen, dann gehen wir natürlich immer dran.
Eileen:
Das wusste ich nicht.
Mee: (deutet auf den Bildschirm)
Wenn also hier ein Name erscheint, dieser Button blinkt, Ihr Headset brummt und wir beide telefonieren, dann dürfen Sie das Gespräch annehmen, auch wenn es nicht Ihr Kunde ist.
Shona:
Es gibt eine zentrale Servicenummer für alle Triple-C-Agenturen.
Eileen:
Das hier ist nicht die einzige Triple-C-Agentur?
Shona:
Triple-C ist ein Franchising Unternehmen mit ca. 200 Agenturen im ganzen angelsächsischen Bereich. Sie rufen eine Servicenummer an und ein Mitarbeiter in einer beliebigen Niederlassung kann diese entgegennehmen, ausgenommen unsere Stammkunden, die kommen direkt über unsere Büronummer herein.
Mee:
Das sind die Anrufe, die hier oben blinken. Die Anrufe aus dem Triple-C-Servicepool sehen Sie hier unten und können Sie mit diesem Button freischalten.
Shona:
Wir werden vergütet nach der Anzahl der bearbeiteten Anrufe und Mailings. Je mehr wir bewältigen, umso größer ist unser Umsatz. Und den brauchen wir dringend, bei den Mieten hier in London und unserer diesjährigen Bilanz.
Eileen:
Verstehe. Dann weiß ich jetzt Bescheid.